Warum ich tu,  was ich tu

Bis zum Sommer 1997 war mein Leben und meine kleine Welt in Ordnung. Zu diesem Zeitpunkt platzte im Kopf meiner Mutter ein Aneurysma, wäre mein Vater an diesem Montag Nachmittag nicht zu Hause gewesen, meine Mutter hätte dies nicht überlebt. Nach sechs Wochen Koma und einer ambulanten Reha führte meine Mutter wieder ihr Friseurgeschäft. Alles schien in Ordnung. Dann folgt der erste Schaganfall, der hatte sie so schwer getroffen, dass es ihr nicht mehr möglich war eine Friseurschere zu halten. Mein Vater und ich entschieden schweren Herzens, dass Geschäft meiner Mutter zu schließen, da dieser immer schlechter lief. Meine Mutter hat sehr darunter gelitten. In diesem Moment ist mir das erste Mal so richtig bewusst geworden, dass für meine Mutter ihr Beruf nicht nur Beruf war, sondern ihre Berufung, ihre Leidenschaft. Ich muss gestehen, mein Beruf war für mich weder das eine noch das andere, er war ein Aspekt um Geld zu verdienen.  

Im Jahr 2002 zogen meine Eltern nach Nordrhein-Westfalen in die Nähe der holländischen Grenze, da mein Vater in Holland als Fernfahrer eine Arbeit fand. Meine Mutter war davon nich t sehr begeistert, da es wirklich nur ein kleines Dorf war. Meine Mutter war nie so der kontaktfreudige Mensch, so dass sie dort ein Stück vereinsamte. Auch wenn ich jeden Monat zu meinen Eltern fuhr und auch sehr oft mit meiner Mutter telefonierte, konnte ich dagegen nichts tun. 2009 brach sie sich das Handgelenk und mein Onkel holte sie nach Berlin. Es war nicht möglich, dass meine Mutter sich mit dem Bruch selbst und den Hund versorgen konnte. Im Jah 2010 zogen meine Eltern wieder zurück nach Berlin. Ich war so froh, sie wieder bei mir zu haben. Zur Ruhe kam meine Familie nicht. Die Dramen sollten einfach nicht aufhören. Februar 2012 läutete der Hund meinr Eltern die nächste Veränderung ein. Wir mussten sie nach langer Krankheit über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Meine Mutter entschied dann mit meinem Vater, der trotz Rente noch im Fernverkehr fuhr, mitzufahren. Es wurde leider nur eine Fahrt nach Polen. Ich musste sie in Dresden abholen, da ihre Ferse geplatzt war. Im August fing dann mein Vater sich unwohl zu fühlen und kurzatmig zu werden. Wir führten dies auf sein Übergewicht zurück, das war leider nicht der Fall. Am 21. Dezembr 2012  erhielt er die Diagnose Lungenkrebs - ein wahrhaft fürchterliches Weihnachtsgeschenk-. Trotz dem die Ärzte alle Hoffnung auf die Chemotherapie legten und uns damit auch große Hoffnung machten, war es das letzte Weihnachten und das letzte Sylvester meiner Eltern. Mein Vater verstarb im Juni 2013 an einem Magendurchbruch. Meine Mutter erlitt im März 2013 den nächsten Schlaganfall, sie erholte sich von dem Schlaganfal sehr gut. Nur in eine Reha konnte sie nicht, weil sie sich den MRSA-Keim im Krankenhaus eingefangen hatte. Ihre COPD wurde auch schlimmer, so dass die Ärzte einen Luftröhrenschnitt machen mussten. Aufgrund des MRSA konnte sie auch nicht nach Hause, da das Immungsystem meines Vaters das nicht geschafft hätte. Mir blieb nichts anderes übrig, als sie in einem Pflegeheim unterzubringen. Ich hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie den Keim durch die ganzen Antibiotika wieder los wird und sie in die Reha und dann nach Hause kann. Es kam leider alles ganz anders. Am 12.11.2013 folgte sie meinem Vater.  All diese Erfahrungen, und da ist nicht alles erzählt, was ich mit den Ärzten, Schwestern und Feurwehrleuten erleben durfte, erzählt,  hat mir das Vertrauen in die Ärzte ein Stück weit geraubt. Ich habe für mich beschlossen, dass ich mich niemals einer Chemotherapie unterziehen würde. Ich habe gesehen, was das anrichtet und bin heute überzeugt, dass uns Chemie nicht helfen kann, was mir im September 2022 mit dem Tod meines Freundes wieder vor Augen geführt wurde. 

 

Durch all diese Erfahrungen ist es mir eine Herzensangelegenheit geworden, die Menschen in die Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu begleiten.  

 

Berlin